Wo stehe ich heute?

Im Herbst 1986 gab ich meinen ersten Workshop. Ich hatte Lust am Tanzen und an Begegnung mit anderen. Ich suchte nach einer sinnvollen beruflichen Arbeit und wusste, das Juristische hatte sich mit dem 2. Staatsexamen vollendet und erledigt. In der Findhorn Foundation hatte ich die Kreistänze kennen und überraschenderweise schätzen gelernt. Das Weitergeben der Tänze fiel mir leicht. In der Folgezeit lernte ich verschiedene Ansätze von Sacred Dance bei diversen Lehrerinnen, machte eine Fortbildung in Biodanza- Dance of Life und gab weiterhin selbst Seminare. Ich dachte nicht, dass ich mich damit ernähren können würde.

Aber es kam anders. Im Herbst 1992 machte ich mich selbständig und – oh Wunder – ich lebte davon bis Ende 2020. Zunächst gab ich das Gelernte weiter, aber schon mit der Idee Fortbildungen anzubieten ab 1998 – wozu starke Impulse in Träumen mich veranlassten – kam ein eigener Name für mein Institut „Die tanzende Wildsau“ und die Kraft dahinter ins Spiel. Aus dem Raum des Herzens tanzen wurde mein eigener Ansatz, mit meditativem und freiem Tanzen zu arbeiten und die Archetypen einzubeziehen.

Ab Anfang 2004 kamen Bewegungen von Innen, die zu Tänzen wurden. Es waren nicht vornehmlich Kreistänze, sondern Tänze, die auch allein getanzt werden konnten. Es war keine bewusste Entscheidung von mir, sondern mehr eine Entwicklung von selbst.
Auch das Schreiben über Tanz entstand aus einem Bedürfnis heraus, die vielen besonderen Erfahrungen in den Tanzseminaren mit anderen zu teilen und sie ein Stück weit systematisch einzuordnen. Ich veröffentlichte einige Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften. Dann kam jemand auf mich zu und fragte, ob ich nicht ein Buch schreiben und veröffentlichen wollte. So machte ich mich neben der Seminararbeit an die Arbeit, das Ganze in ein System zu bringen und 2010 erschien mein Buch.


Die nächste teils parallel stattfindende Etappe ging nach Estland ins Polli Talu Arts Center, wohin mir der Kontakt durch eine deutsche Tänzerin vermittelt wurde. Zunächst war ich nicht so begeistert, mit einer Gruppe deutscher Frauen dahin zu fliegen aus ökologischen Gründen. Doch dann nahm ich Kontakt auf und wollte es einfach ausprobieren, was wir dann auch 2005 machten, mit 5 Estinnen und etwa 15 Deutschen. In den folgenden Jahren kamen mehr Estinnen, mein Buch erschien 2013 auf Estnisch und das Sommerseminar wurde zu einem festen Event in Polli Talu bis 2018. Seit 2017 wird meine Arbeit dort von meiner Schülerin Eva Eensaar-Tootsen weitergeführt, ein Grund mich sehr zu freuen.

Anfangs nur selten habe ich in den letzten 10 Jahren öfter auch mit Märchen tänzerisch gespielt und sie tanzend lebendig werden lassen. Das hat noch eine zusätzliche Note in meine Arbeit gebracht.
Die Coronazeit hat noch einmal Kreativität entfacht. Ich habe einen Ansatz entwickelt, mit anderen auf die Ferne – ohne Bildschirm – zu tanzen – gleichzeitig an verschiedenen Orten und sich anschließend per Email auszutauschen. Meist waren Personen beteiligt, die meine Art zu tanzen kannten. Es zeigte sich, dass der Raum des Herzens über die Distanz hinweg wirkte, auch wenn natürlich alle lieber in einem Saal getanzt hätten.

Das Wilde und Freie und die Freude tanzend zu erleben, ist etwas was immer da gewesen ist, selbstverständlich. Der Tanz hat eine eigene Magie, weil er so fließend und wenig fassbar ist.
Manchmal kamen Tänzerinnen in mein Seminar und erzählten, sie hätten im Jahr zuvor ihre Freundin gesehen mit so einem bestimmten entspannt-freudigen Gesichtsausdruck, als sie von meinem Kurs zurückgekehrt seien. Daraufhin hätten sie sich bei mir angemeldet, um auch in diesen Genuss zu kommen.

Heute nach 35 Jahren habe ich weitgehend aufgehört, mit Gruppen zu tanzen. Vielleicht ändert sich das nochmal, wenn ich genug freie Zeit in mich aufgenommen habe. Ich tanze viel allein und aus Lust für mich, auf dem Balkon und weil es mir gut geht dabei. Ich unterstütze ein paar andere Frauen mit Tänzen und Ideen, vor allem Eva in Tallinn. Manchmal verabreden wir uns auf die Ferne und tanzen gleichzeitig ein vorher festgelegtes Tanzprogramm und tauschen uns kurz per Email darüber aus.

Anfang des Jahres 2022 tauchte die Idee auf, einige der von mir geschaffenen Tänze filmisch zugänglich machen, um sie für die Nachwelt als Energiequelle zu erhalten. Das Projekt begann mit einem Spendenaufruf und dann dem Filmen im Sommer im Polli Talu Arts Center. Es war und ist es teils noch ein abenteuerliches Projekt, weil ich gar keine Ahnung vom Filmen hatte. Über Evas Mitwirkung und Kontakte fanden wir nach und nach die Mitarbeitenden und gingen ans Werk. Wir filmten 27 Tanzvideos und machten Interviews mit 3 Tänzerinnen und mir.

Es dauerte bis November 2023 bis wir so weit waren, 8 Tänze auf Youtube zu stellen. Wir feierten es mit 3 Tänzen von Ferne mit Eva Eensaar und Kati Loo. Nach so vielen Konflikten, Enttäuschungen und Geduldsproben war es ein kleines spontanes Fest von weitem. Nach einer Pause zum Ausatmen haben wir im Januar 2024 begonnen, uns den weiteren Tänzen zu widmen. Da alle Beteiligten auch noch viel anderes zu tun haben, wird es uns noch eine Weile beschäftigen, zumal jetzt auch noch die Copyrights zu klären sind. Bei dem ersten Teil hatten wir die Musik teils selbst gemacht oder weitgehend ausgespart.

Die Videos sind inzwischen in meinem YouTube-Kanal veröffentlicht: Dancing out of the space of the heart.

Im Sommer 2024 werde ich wieder in Estland und auch im Polli Talu Arts Center sein und auch mal tanzen. Mein Buch ist dort in einer ergänzten 2. Auflage im April 2022 erschienen.

Wer mit mir in Kontakt treten will, kann das gern tun. Vielleicht gibt es doch noch ein überraschendes Tanzangebot. Das Leben ist immer wieder neu, wenn wir es wagen.

March 2024